Rituale, Severin Belmonte,
Kinder­tanz­theater:



Kategorien, unter denen sich mein künstler­isches Arbeiten verschlag­worten lässt


Rituale

Die zwischen 2016 und 2019 entstanden (Video-) Performances tearing apart, Mudamarah hunts und Hexe & Hirsch erkunden Funktions­weisen von Ritualen, versuchen, sich rituelle Wirk­kraft zu eigen zu machen. Rituale markieren Prozesse von Über­gang und Ver­wandlung. Sie übersetzen diese Prozesse in institutio­nalisierte Handlungs­weisen, machen sie dadurch sowohl wirksam, als auch ästhetisch erfahrbar. Rituale konsti­tuieren Identität. Sie sind durch ein Regel­werk bestimmt, brechen räumlich und zeitlich begrenzt mit Normalität, bestätigen und festigen die Normen einer Gesell­schaft. Rituale sind ein Aus­nahme­zustand, der zwischen verschiedenen Zuständen vermittelt. Die drei Arbeiten sind Explora­tionen bestimmter Trans­formations­prozesse und gleichzeitig deren Ver­sinn­lichung. Die Verwendung von Masken erlaubt es mir, die intensive Beschäftigung mit meiner eigenen Identität von mir zu abstra­hieren, eine Distanz zu schaffen. Und obwohl die Arbeiten ihren Ausgangs­punkt in sehr indivi­duellen Erfahrungen haben, verweisen die Masken auf die Auf­lösung des Individuums in rituellen Prozessen.

Severin Belmonte

Die Auseinander­setzung mit Geschlechts­identität und Sexualität bildet einen wichtigen Aspekt meiner rituellen Performances. Jenseits der Kunst hat mich meine Neugier in die Sex­arbeit geführt. Und meine Erfahrungen und Beobachtungen als Sex­arbeiter fließen zurück in meine künstlerische Arbeit. Sie materia­lisieren sich in der Persona Severin Belmonte. Die performa­tiven Strategien und Fähig­keiten, denen man sich in der Performance­kunst bedient, sind dieselben, mit denen man auch in der Sex­arbeit arbeitet. Every whore is an artist. Meinem Interesse, mögliche Potentiale dieser Über­schneidung auszuloten, konnte ich zum ersten Mal im Projekt Queens-Club nachgehen. So ist Severin Belmonte entstanden. Diese Kunstfigur trägt die Schirm­herrschaft über alle Arbeiten und Projekte, die sich in dem Grenz­bereich zwischen Performance­kunst und Sex­arbeit bewegen.

Kindertanztheater

Harter Bruch:
Als Teil des Tanzkollektivs Pretty Playful Productions kreiere ich Tanz­theater­stücke für ein Kinder­publikum. Wir schaffen Kinder­tanz­theater, das Kindern in erster Linie einen Haufen Spaß machen soll, indem sie nicht nur passiv von Bildern in den Bann gezogen werden, sondern dazu animiert werden, ihrer eigenen Vorstel­lungs­welt und Schöpfer­kraft zu vertrauen. Für mich ist es eine Heraus­forderung und eine große Freude, meine Ästhetik auf ein junges Publikum anzupassen. Die Arbeit mit und für Kinder erlaubt mir, aus einer Kreativität zu schöpfen, die in anderen Kontexten weniger Raum findet. Wunder­liche Welten zu schaffen, unbeschwerte, komödi­antische Charaktere zu spielen. Unser erstes Stück Wenn Farben lebendig werden feierte 2019 Premiere und unser aktuelles Stück Sound in a Box wird im Herbst 2021 uraufgeführt.


Rituals, Severin Belmonte,
Dance theatre for kids:



Categories or key words that aid to group my artistic work



Rituals

The three (video) performances tearing apart, Mudamarah hunts, and Hexe & Hirsch (2016–2019) fathom different aspects and mechanisms of rituals. Rituals mark processes of passage and trans­formation. They translate these processes into aesthetic experiences, into powerful, institutiona­lized procedures. Strict regimens regulate rituals, limit them to a specific space and time. Rituals break with that which is considered normal, yet in doing so they affirm and solidify a given society’s norms. Rituals constitute identity. They are exceptional happenings with the purpose to mediate different states. My ritualistic performances attempt to conjure, to own these effects. They explore and sensualize transformative processes, and in all three masks are a central device. The performances originated from individual experiences but the masks made it possible to distance myself from myself. The masks foreground the universal aspect in the personal quest for identity – and they hint at the temporary dissolution of individuality in ritualistic processes.

Severin Belmonte

The examination of gender identity and sexuality plays an important role in my ritualistic performances. Beyond the realm of art, curiosity lured me into the world of sex work. In turn, experiences and observations I made as a sex worker have found their way back into my art. They materialize as my persona Severin Belmonte. Performance art and sex work require the same performative strategies and skills. The artistic project Queens Club (Sybille Peters / Charlotte Pfeiffer, 2020) was the perfect environment to fully engage with the potentials that arise at the intersection of sex work and art. It was in this context that Severin Belmonte came into being. Belmonte is the artistic character responsible for all pieces and projects that surf the borderline between sexwork and performance art.

Dance theatre for kids

Jump cut:
In 2019, I co-founded the dance collective Pretty Playful Productions. We create dance theater for kids, with the main purpose to entertain and have fun. Instead of asking them to sit still and be in awe, we seek to animate children to trust their own imagination and creative agency. It is simultaneously a challenge and pure joy to adapt my aesthetic for a young audience. But working for and with kids allows me to draw from a different kind of creativity, a creativity that builds whimsical worlds, or invents light-hearted, jolly characters. Our first piece Wenn Farben lebendig werden (“When Colors Come Alive”) premiered in 2019. The second piece Sound in a Box will open in fall 2021.





Michael von Schönberg, 2021